Am 3. Juli 1981 nahm Präsident Kim Il Sung einen betagten Pfarrer aus dem Ausland in Empfang.
Er war Kim Song Rak, Leiter der „Gesellschaft zur Förderung der Vereinigung des Vaterlandes“ in den USA, Berater der „Kirchenvereinigung der Südkoreaner“, Vorstandsmitglied des „Vereins der Auslandssüdkoreaner für die Demokratie und Nationale Vereinigung“ und ehemaliger Rektor der südkoreanischen Universität Sungjon.
Er erhielt in den USA eine religiöse Bildung, lebte seit Langem in den USA, war eine einflussreiche Persönlichkeit in den religiösen Kreisen dort und unter den amerikanischen Politikern weit bekannt sowie der einzige Koreaner, der von der US-Behörde ein Jahresgehalt erhielt. Durch die langjährige religiöse Tätigkeit in den USA war sein antikommunistisches Gedankengut tief verwurzelt.
Als er zum ersten Mal seinen Fuß auf den Boden des Vaterlandes setzte, bat er die ihn abholenden Funktionäre darum, keine Meldung über ihn zu bringen, mit der Begründung, er wolle nur in Ruhe Pyongyang, seine Heimatstadt, besuchen und dann wieder zurückkehren.
Aber Kim Il Sung nahm ihn persönlich in Empfang, hielt sein nationales Gewissen, erst am Lebensabend den patriotischen Weg für die Vereinigung zu gehen, für wertvoll, nannte ihn einen Patrioten und gab für ihn ein Mittagessen.
Kim Il Sung lud ihn zu Tisch und fragte ihn, ob er nicht vor dem Essen ein Tischgebet halten wolle.
Auf seine Worte hin geriet er in Verlegenheit und wusste nicht, was er tun sollte. Der Schock war dermaßen groß, dass er errötete und seine Atemzüge heftiger wurden.
Mit strahlendem Gesicht bedrängte ihn Kim Il Sung, er solle die Glaubensregeln, an denen er zeitlebens festgehalten hatte, nicht verletzen, sondern sein Gebet verrichten.
In diesem Augenblick verschwanden in ihm auf einmal Angst und Skepsis gegenüber dem Kommunismus.
Eigentlich hatte er gedacht, nur bei diesem Treffen einmal auf sein Gebet zu verzichten, selbst wenn er die Glaubensregeln brechen müsste.
Von der Großzügigkeit und Anziehungskraft des Präsidenten sehr beeindruckt, erhob er sich aber von seinem Platz und fing wie üblich mit seinem Tischgebet an. Aber der Inhalt seines Gebets unterschied sich ganz von früheren.
Er sagte nicht „Vater unser der du bist im Himmel“, sondern betete für die Gesundheit des vom Himmel entsandten großen Mannes, des Präsidenten Kim Il Sung, für die selbstständige Vereinigung des Vaterlandes und für die völlige Unabhängigkeit des Landes.
Bevor er Pyongyang verließ, verlangte er, im Gegensatz zu seiner Bitte bei seiner Ankunft in Pyongyang, ein Interview mit Journalisten und sprach über seinen Eindruck beim Beten wie folgt: „Ich konnte seine Bitte nicht ablehnen und verrichtete mein Gebet. Ich habe von ganzem Herzen für den Präsidenten Kim Il Sung gebetet.“